Begegnungen und neue Erfahrungen trotz Corona
Ursprünglich würde Lina Schulte jetzt die zweite Hälfte ihres Freiwilligendienstes in der ostindischen Stadt Vijaywada verbringen. Dass die 19-Jährige aus Stuttgart nach ihrem Abitur stattdessen nun in Trier gelandet ist und dort über den Bundesfreiwilligendienst im Jugendwerk Don Bosco mitwirkt, ist eine der vielfältigen Corona-Geschichten. Doch diese hier zeigt, wie Widrigkeiten durch Einsatzbereitschaft und flexibles Denken überwunden werden und daraus positive Erfahrungen entstehen können. Schlüssel dafür war bei Lina Schulte das Programm „Don Bosco Volunteers“, dass 24 jungen Menschen eine Alternative zum Pandemie-bedingt ausgefallenen Freiwilligeneinsatz im Ausland ermöglicht hat.
Nach der Schule neue Perspektiven und neue Menschen bei einer sinnstiftenden Aufgabe kennenlernen – das reizte Schulte an einem Auslandsjahr. „Ein Bekannter erzählte mir von seinen positiven Erfahrungen beim Einsatz mit Don Bosco. Deshalb habe ich mich auch dort beworben“, sagt sie. Die Salesianer Don Boscos sind als Träger am Freiwilligen-Programm „Weltwärts“ beteiligt, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung koordiniert wird. Doch 2020 kam Corona in die Quere: Zunächst wurden die Auslandseinsätze um ein halbes Jahr verschoben, im Februar 2021 dann endgültig abgesagt. Bei Don Bosco suchte man für beides Lösungen. Die ursprünglich vorgesehene halbjährige Wartezeit wurde überbrückt mit der „Don Bosco Volunteers Akademie“. Thema dieses frisch ins Leben gerufenen Angebots waren die 17 Sustainable Development Goals (SDG), also die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. „Das Programm bestand aus zwei Teilen: Zum einen das Praktikum, in meinem Fall im Jugendhilfezentrum in Würzburg. Dazu kam der Akademie-Teil im Kloster Benediktbeuern“, erzählt Schulte. In Würzburg arbeitete sie in einer Jugendhilfe-Wohngruppe mit Mädchen im Alter zwischen 17 und 19 Jahren, die sich auf eine Berufsausbildung vorbereiteten. „Das war ein bereichernder Einblick“, meint sie.
Das eigentliche Vorhaben, Auslandseinsatz, fiel zwar aus, aber die neuen Erfahrungen kamen trotzdem ins Spiel. Die Akademiezeit im oberbayerischen Kloster Benediktbeuern möchte Schulte ebenfalls nicht missen. Jeweils einen Monat lang lebten die jungen Männer und Frauen im September und Dezember vergangenen Jahres als Gruppe zusammen und besuchten täglich Seminare. „Wir wohnten allein in der ansonsten leeren Jugendherberge und wurden so als ein Haushalt gerechnet. Außerdem gab es regelmäßige Corona-Tests“, erklärt Schulte, wie dieses Gemeinschaftserlebnis trotz Pandemie möglich war. Lediglich im Februar 2021 musste wegen des gestiegenen Infektionsgeschehens auf rein digitale Seminarformate umgestiegen werden. Neben den SDG beschäftigten sich die Schulungen an den Vormittagen mit Themen wie Pädagogik. „Für die Nachmittage haben wir Volunteers uns gegenseitig Workshopangebote erstellt. Alle haben ihre Talente mit eingebracht und an die anderen weitergegeben. Viel Sportliches war beispielsweise dabei oder auch Chor-Singen und Gitarre-Spielen-Lernen.“ Außerdem entwickelten die Volunteers eine digitale Ausstellung zu den SDG.
Don Bosco setzte viele Hebel in Bewegung, damit diese Überbrückungslösung zustande kam. In kürzester Zeit wurde ein Konzept für die „Volunteers Akademie“ entwickelt, Praktikumsplätze, Wohnmöglichkeiten und Seminarangebote organisiert. Auch das Bundesministerium konnte überzeugt werden, diese im Programm „Weltwärts“ normalerweise nicht vorgesehene Variante finanziell zu unterstützen. Doch mit Auslaufen der Lösung Ende Februar 2021 war klar, dass sich die Hoffnungen auf einen verspäteten Aufbruch zum Auslandsfreiwilligendienst nicht erfüllen würden. Also wurden erneut Alternativen erdacht: Don Bosco bot allen Beteiligten Stellen in Deutschland und Österreich an, die auf Basis europäischen Freiwilligendienstes (ESK) oder eines Bundesfreiwilligendiensts angelegt wurden. 17 aus der ursprünglichen Gruppe ergriffen diese Gelegenheit.
So auch Lina Schulte, die das Angebot zum sechsmonatigen Einsatz in Trier annahm. Die Moselstadt kannte sie vorher nur von einem Tagestrip während eines früheren Urlaubs. Möglichkeiten zum Entdecken der Stadt sind jetzt während der Pandemie naturgemäß eingeschränkt. Aber die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen bei Don Bosco Trier-West ist seit Kurzem wieder möglich. Die Behörden gestatteten auf der Basis einer Teststrategie eine teilweise Öffnung. „Ich erlebe hier viel Neues. Die Aufgaben sind vielfältig und hängen davon ab, was die Jugendliche gerade wollen. Mal geht es um Unterstützung bei den Hausaufgaben, mal darum, gemeinsam etwas zu spielen“, beschreibt Schulte ihre bisherigen Erfahrungen in dem Haus der offenen Tür in der Gneisenaustraße. All die neuen Erlebnisse und Begegnungen mit Menschen seien für sie ein Beleg dafür, dass sich der Freiwilligeneinsatz schon jetzt absolut gelohnt hat – trotz der ganzen Corona-Umstellungen. Und das Jahr im Ausland irgendwann nachzuholen, könne sie sich auch gut vorstellen.
Mehr zum Programm „Don Bosco Volunteers“ ist unter www.donboscovolunteers.de im Internet nachzulesen. Über die Aktivitäten der ersten „Volunteers Akademie“ wird auf akademie.donboscovolunteers.de informiert.
Auch für das kommende Jahr suchen Don Bosco Einrichtungen Freiwillige für den Einsatz in Deutschland und im Ausland. So auch im Jugendwerk Don Bosco Trier, mehr zu deren Arbeit ist unter www.donboscotrier.de zu finden.