Jugendliche brauchen Perspektive: „Wann macht ihr wieder auf?“
Trier – Normalerweise ist hier immer Action: Ob auf dem Fußballplatz oder in der Halle – das Jugendwerk Don Bosco ist für viele im Trierer Westen regelmäßiger Treffpunkt am Nachmittag nach Schulende. Doch seit dem Corona-Shutdown im Dezember bleibt alles geschlossen. Und während durch die jüngsten Lockerungen die Geschäfte in Trier wieder Kunden begrüßen, stehen Jugendeinrichtungen in der offiziellen Prioritätenliste des Landes weit hinten. Von Öffnungsperspektiven ist aktuell keine Rede.
Bei den Jugendlichen stößt das auf Unverständnis. Eine Gruppe von ihnen hat sich vor dem Gelände eingefunden, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. „Gestern war ich in der Stadt, da standen die Leute Schlange vor den Geschäften. Und wir dürfen hier nicht mal zu fünft Fußball spielen?“, wundert sich Noel Hoff. Er und seine Kumpels aus dem Viertel sind in normalen Zeiten Stammgäste bei Don Bosco im Haus der Offenen Tür. „Wir verabreden uns sonst meist schon morgens in der Schule und sind dann eigentlich täglich hier“, erzählt Alex Flesch. Im Sportverein sei Kicken jetzt zwar immerhin eingeschränkt wieder möglich, aber für die Freizeit zwischendurch fehle seit Monaten das Angebot im Stadtteil. Mehrere Mädchen aus der Gruppe sehen die Bedeutung des Jugendwerks ähnlich: „Wir kommen normalerweise von Montag bis Freitag hierher, weil‘s draußen einfach langweilig ist. In der Halle können wir Musik hören oder auch mal tanzen.“
Dabei sei es keineswegs so, dass die Jugendlichen nicht bereit wären, aus Solidarität in der Corona-Krise auf Dinge zu verzichten, meint Pater Reinhard Büker – Leiter des Jugendwerks Don Bosco Trier. „Wir haben hier in Trier extrem niedrige Inzidenz-Zahlen. Da kann man natürlich sagen: Glück gehabt! Aber tatsächlich haben die Jugendlichen dazu mit ihrem Verhalten auch einen Beitrag geleistet“, betont er. Sie hätten sich diszipliniert an die Hygiene-Regeln gehalten und beispielsweise wurde schon im Herbst 2020 die sehr beliebte, jährliche Urlaubsfahrt des Jugendwerks abgesagt.
Kaum Beachtung für die Anliegen der Jugend
Was die Jungen und Mädchen kritisieren ist: Dass ihre Anliegen in der öffentlichen Diskussion hintenangestellt werden. Sowohl bei den Schließungen als auch jetzt bei den Öffnungen – nach der Meinung von Jugendlichen werde dabei wenig gefragt. „Die Kitas haben wieder geöffnet. Und in der Schule sitzen wir zu 15 in der Klasse. Da geht das mit Corona. Aber, wenn sich die gleichen Leute in der Freizeit treffen, ist es zu gefährlich?“, fragt Noel Hoff.
Gemeinsam mit den Jugendlichen hofft Pater Büker auf ein Signal der Landesregierung zur Perspektive von Einrichtungen wie dem Jugendwerk Don Bosco Trier. Einfach die nächsten Monate alles geschlossen halten, ist für sie keine Lösung. Denn damit fehle ein wesentlicher Teil des sozialen Lebens.
Text und Foto: Martin Recktenwald